Mit Resilienz gestärkt durchs Leben gehen

Zu den Ursprüngen der Resilienzforschung und wie die sieben Säulen helfen können, sich aus dem Hamsterrad des Alltags zu befreien.

Wenn uns das Leben aus dem Gleichgewicht wirft, ist es an der Zeit wieder aufzustehen und gestärkt voranzuschreiten. Während einige Menschen mit Rückschlägen ringen, sind andere wahre Meister im Aufstehen. Diese Menschen haben im Laufe ihres Lebens oft eine höhere Resilienz entwickelt und können auch in schwierigen Zeiten optimistisch in die Zukunft blicken.

Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff und wie kann man Resilienz bewusst lernen und einsetzen? Begeben Sie sich in diesem Blogbeitrag auf Spurensuche und erfahren Sie hilfreiche Tipps um Ihre Resilienz im Alltag zu stärken.

Eine Reise zu den Ursprüngen der Resilienzforschung

Über Jahre hinweg haben Forscher:innen nach Faktoren gesucht, die Menschen widerstandsfähig machen, selbst nach extremen Belastungen. Dabei galt es zwei grundlegende Fragestellungen zu beantworten:

  1. Warum kann der eine Mensch ertragen, an dem der andere zerbricht?
  2. Welcher Fähigkeiten bedarf es, um aus Krisen gestärkt hervorzukommen?

Der Begriff Resilienz, in der Psychologie auch als psychische Widerstandsfähigkeit oder „Immunsystem der Seele“ bezeichnet, hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „resiliere“ und bedeutet „zurückspringen in die ursprüngliche Form“. Resiliente Menschen können demnach auch nach schwierigen Lebensphasen und Krisenzeiten wieder nach vorne schauen und wiederkehrenden belastenden Situationen mit emotionaler Stabilität begegnen.

Das Interesse an der Resilienz als wissenschaftliches Forschungsfeld wurde unter anderem durch die Beobachtung ausgelöst, dass nicht alle Kinder, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen, in ihrer psychischen und mentalen Entwicklung beeinträchtigt sind und nicht alle zwangsläufig im Erwachsenenalter mit den Folgen einer schwierigen Kindheit zu kämpfen haben. Diese Erkenntnisse gehen auf die bekannte „Kauai-Längsschnitt-Studie“ der Amerikanerinnen Emmy Werner und Ruth Smith zurück.

Die  Entwicklungspsychologinnen begleiteten 40 Jahre lang rund 700 im Jahr 1955 geborene Einwohner:innen der hawaiianischen Insel Kauai. Ihr besonderes Interesse galt dabei denjenigen 210 Kindern, die unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwuchsen – in ärmlichen Verhältnissen, mit ungebildeten oder alkoholsüchtigen Eltern, in einem Umfeld voller Streit, Gewalt und scheinbarer Perspektivenlosigkeit.

Zwei Drittel dieser Kinder fanden erwartungsgemäß nicht den Weg in ein erfolgreiches Leben. Ihr Dasein war geprägt von Schul- oder Drogenproblemen, sozialer Entfremdung, aggressivem Verhalten oder krimineller Neigung. Im Gegensatz dazu bewiesen etwa ein Drittel der als risikoreich eingestuften Kinder eine bemerkenswerte Resilienz. Sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter zeigte sich ein bestimmtes Maß an Selbstsicherheit, Zuverlässigkeit sowie die Fähigkeit mit Leistungsanforderungen umzugehen. Zudem verzeichnete diese Gruppe geringere Scheidungsraten und weniger Gesundheitsprobleme, im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Die erfolgreichen Kinder und Erwachsenen der Kauaii-Studie zeichneten sich durch Flexibilität, Ausgeglichenheit und Kommunikationsfähigkeit aus. Sie besaßen gute Problemlösungsfähigkeiten, realistische Einschätzungsfähigkeiten und pflegten stabile Beziehungen. Zudem übernahmen sie früh Verantwortung, sei es durch schulische Ämter oder die Betreuung jüngerer Geschwister, was die Entwicklung ihrer Resilienz bereits in frühen Jahren stärkte.

Forschungsergebnisse belegen zudem, dass die eigenständige Lebensbewältigung durch gewisse Schlüsselqualitäten unterstützt wird. Dazu gehören Beziehungsfähigkeit, Hoffnung, Selbstständigkeit, Fantasie, Kreativität, Unabhängigkeit, Humor, Entschlossenheit, Mut, Einsicht und Reflexionsfähigkeit. Es wird zudem betont, dass Disziplin und Ausdauer zur Steigerung der persönlichen Widerstandsfähigkeit beitragen können.

“ Resilienz ist die Fähigkeit, sich auf Veränderungen einzulassen und sich flexibel an neue Umstände anzupassen. „

Linda Graham

Sieben Säulen für innere Stärke

  • 1. Optimismus:
    Strahlen Sie Zuversicht aus und vertrauen Sie darauf, dass es stets besser wird. Ein „Don’t worry, be happy“- Ansatz, der die Kraft des positiven (realistischen) Denkens betont.

  • 2. Akzeptanz:
    Die Vergangenheit ist Geschichte. Akzeptieren Sie was war und setzen Sie einen klaren Schlusspunkt. Lernen Sie aus der Vergangenheit, ohne in ihr zu verharren. Ein Weg der inneren Ruhe.

  • 3. Lösungsorientierung:
    Kommen Sie in Ihre Gestaltungskraft! Konzentrieren Sie sich nicht auf die Suche nach Schuld, sondern auf die Entdeckung von Lösungen, Strategien und Ihren (verborgenen) Ressourcen. Anstatt in Warum-Fragen stecken zu bleiben, stellen Sie sich die Frage „Wofür ist das eine Gelegenheit?“

  • 4. Verantwortung übernehmen:
    Stehen Sie zu Ihren Handlungen und Fehlern, ohne die Verantwortung anderen zuzuschieben. Machen Sie sich mit all Ihren Rollen vertraut. Ein Schritt in die Selbstreflexion und eine Grundlage für persönliches Wachstum.
  • 5. Selbstwirksamkeit:
    Verlassen Sie die Opferrolle und gestalten Sie aktiv Ihr Leben nach dem Prinzip „Love it, change it, leave it“. Es liegt in Ihren Händen, Ihren Lebensweg positiv mitzugestalten.
  • 6. Netzwerkorientierung:
    Pflegen Sie bewusst soziale Beziehungen, in guten wie in schwierigen Zeiten. Seien Sie mutig genug Unterstützung zu suchen und Hilfe anzunehmen. Erkennen Sie die Stärken im gemeinsamen „Better Together“.
  • 7. Zukunftsplanung:
    Setzen Sie klare Ziele, visualisieren Sie den Weg und beginnen Sie die ersten Schritte im Hier und Jetzt zu gehen. Versuchen Sie es mit der SMART-Formel, um Ihre Ziele Realität werden zu lassen.

Die Kraft des richtigen Mindsets

Die innere Haltung nimmt eine wichtige Rolle in Bezug auf die individuelle Resilienz ein. Gedanken und Einstellungen gegenüber der Außenwelt und uns selbst haben einen großen Einfluss darauf, wie Menschen Stressoren begegnen.

Wer die sieben Säulen der Resilienz im Blick behält ebnet den Weg zu mehr Widerstandsfähigkeit und Ausgeglichenheit. Natürlich ist dies einfacher gesagt als getan. Die Entwicklung von Akzeptanz geschieht nicht über Nacht und den Blick von der Vergangenheit in die Zukunft zu richten ist besonders in krisenhaften Phasen schwierig. Dennoch liegt der Schlüssel zu erhöhter Resilienz in den eigenen Händen.

“ Niemand kann einen anderen davon überzeugen, sich zu ändern. 

Jeder von uns hat eine Tür zur Veränderung, die nur von innen geöffnet werden kann. „

Virgina Satir

Mit Zeit und Engagement können durch gezielte Maßnahmen bereits kleine Verbesserungen und positive Lebensveränderungen erzielt werden.

Hier 4 Tipps, um Ihre Resilienz im Alltag zu stärken:

  • 1. Rauf an den Berg:
    Wandern bringt nicht nur körperliche Fitness, sondern auch mentale Entlastung. Die Bewegung an der frischen Luft steigert die Herz-Kreislauf-Leistung, verbessert den Schlaf und stärkt das Abwehrsystem. Die freigesetzten Endorphine sorgen für Glücksgefühle, ein wertvolles Ventil in stressigen Zeiten.

  • 2. Zur Ruhe kommen:
    Meditation ist wie ein Kurzurlaub für den Körper. Täglich ein paar Minuten um die eigenen Gedanken zu beobachten steigert Achtsamkeit, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. In einer hektischen Welt wird bewusstes Abschalten zum Seelenbalsam. .

  • 3. Freundschaften pflegen:
    Gemeinsame Aktivitäten wie Sport, ein Kochabend oder Spaziergänge stärken nicht nur Beziehungen, sondern steigern auch die Freude und geben Kraft dank Glückshormonen wie Serotonin und Oxytocin. Die Zeit mit liebenswerten Menschen bereichert das Leben und steigert das Wohlbefinden.

  • 4. Die Kraft der Selbstreflexion:
    Wir verbringen jeden Tag 24 Stunden mit uns selbst, dennoch stellen wir uns weniger Fragen als unseren Mitmenschen. Morgen- und Abendfragen nehmen lediglich 10 Minuten des Tages in Anspruch und helfen den herausfordernden Alltag angenehmer zu gestalten und kleine Momente der Dankbarkeit bewusst wahrzunehmen.

    Ein paar Anregungen für Morgen- und Abendfragen

    • Worüber freue ich mich an diesem Morgen?
    • Worauf in meinem Leben bin ich heute stolz?
    • Was möchte ich (mir) heute Gutes tun?
    • Was hat mir am heutigen Tag gefallen?
    • Was hat mir geholfen, mich heute gut zu fühlen?
    • Was durfte ich heute lernen/ausprobieren?

“ Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben, an denen du nichts ändern kannst.

Der eine ist gestern und der andere ist morgen. „

Dalai Lama

Stehaufmännchen im Sturm des Lebens: die Schlüsselrolle der resilienz bei privaten und beruflichen herausforderungen

Auf unserem Lebensweg begegnen uns stets Herausforderungen.  Manchmal sind es leicht zu überwindende Hindernisse, manchmal scheinbar unüberwindliche Barrieren. Resiliente Menschen meistern geschickt jede Hürde, sei es eine persönliche Trennung, eine gesundheitliche Herausforderung oder berufliche Turbulenzen wie Kündigungen oder hohe Jobanforderungen.

Stärken Sie daher proaktiv und präventiv Ihre psychische Widerstandskraft und erhöhen Sie dadurch Ihre mentale Belastbarkeit. Die erfreuliche Botschaft lautet: Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fertigkeit, die Sie gezielt entwickeln und trainieren können.

MENTAL WELLBEING TRAINING – A JOURNEY TO HEALTH AND HAPPINESS.

Resilienztraining für Mitarbeiter:innen die innere Stärke beweisen.

Buchempfehlungen:

Resilienz: 7 Schlüssel für mehr innere Stärke. (Jutta Heller, 2013)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft – Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burn-out. (Christina Berndt, 2015)

Resilienz für Einsteiger: Wie du Krisen des Lebens erfolgreich bewältigst und einen gesunden Umgang mit Stress trainierst. (Gloria Wünsche, 2023)

Titelfoto ©Sabrina Gamauf, Emotionsfoto ©unsplash premium